Wirtschaftsjunioren werben für mehr Verständnis bei Blindheit und Sehbehinderung
Würzburg – In der Bildungseinrichtung erhalten zurzeit über 200 blinde und sehbehinderte Erwachsene neue berufliche Perspektiven. Um den Wirtschaftsjunioren die Probleme von blinden Menschen näher zu bringen, wurden die Gäste durch Schwarzbrillen kurzfristig „blind gemacht“ und durch das BFW geführt. „Man nimmt Bodenbeläge, Gerüche und Geräusche viel stärker wahr.“, so die Erkenntnis von WJ-Vorstand Sabine Wieler, Leiterin des Arbeitskreises Wirtschaft und Politik. Ähnlich sind die Eindrücke ihrer WJ-Kollegen. „Ohne sehende Hilfe wäre ich beim Rundgang völlig hilflos gewesen“ gibt WJ-Mitglied Dirk Raab zu. Umso beeindruckender, dass sich die blinden BFW-Teilnehmer wie selbstverständlich über das Gelände des Bildungszentrums bewegen. „Nach 80 bis 100 Stunden Mobilitätstraining könnten Sie sich alle orientieren und gefahrlos mit dem Langstock nach Hause gehen“ erläutert BFW-Mobilitätslehrer Guy Frachet den Besuchern sein Aufgabengebiet. Er und zwei Kollegen sorgen dafür, dass die blinden BFW-Teilnehmer am Langstock ausgebildet werden und wieder selbstständig und ohne fremde Hilfe gehen können. „Das gilt natürlich auch für die Strecke zum Arbeitsplatz“, ergänzt der gebürtige Franzose im Hinblick auf die berufliche Wiedereingliederung, die Hauptaufgabe des BFW.
Grundvoraussetzung für die erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung von Blinden ist das Erlernen der Punktschrift. Beim Besuch eines Punktschriftkurses des BFW zeigten sich die Jungunternehmer erstaunt vom Geschick und der Geschwindigkeit, mit der die Teilnehmer die Punktschrift auf Papier oder am PC auf der Braille-Zeile lesen. „Wir bilden im BFW unter anderem Informatikkaufleute, Verwaltungsfachangestellte und Bürokaufleute aus“, erklären Elsbeth Hamberger und Christine Jordan vom Arbeitsmarktservice (AMS) des BFW. Sie haben die Aufgabe, die blinden und sehbehinderten BFW-Teilnehmer bei der nicht immer leichten Bewerbungsphase zu unterstützen. „Leider gibt es bei Arbeitgebern immer noch Vorbehalte, was die Leistungsfähigkeit unserer Teilnehmer angeht“ so die beiden AMS-Mitarbeiterinnen. Für die WJ-Führungskräfte wird das nicht mehr zutreffen. Sie konnten sich im BFW ein eindrucksvolles Bild vom Potenzial der BFW-Teilnehmer machen. Der gelernte Einzelhandelskaufmann Frank Kopp, der nach seiner Erblindung im BFW eine zweijährige Ausbildung zum Informatikkaufmann absolviert, brachte es beim Kursbesuch der WJ noch mal mit Humor auf den Punkt: „Zu Ihrer Info: Wir sind blind, aber sonst ganz normal.“
Unter Schwarzbrillen erfuhren die Wirtschaftsjunioren im BFW Würzburg hautnah,
wie schwer es für Blinde ist, sich in fremder Umgebung zu orientieren.