Mainfränkische Wirtschaftsjunioren in Brüssel
Wirtschaftsjunioren aus Mainfranken informierten sich in Brüssel über die europäischen Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft.
Die Wirtschaftsjunioren (WJ) Würzburg organisierten für eine 22-köpfige Wirtschaftsjunioren-Delegation aus Würzburg, Schweinfurt, Main-Spessart und Bad Neustadt eine Informationsfahrt nach Brüssel. Die Jungunternehmer besuchte an zwei Tagen das Europaparlament, die DIHK-Vertretung sowie die ständige bayerische Vertretung in Brüssel.
Das DIHK-Büro in Brüssel informierte die Rolle als Mittler zwischen der deutschen Wirtschaft und dem EU-Parlament sowie die Vorgehensweise bei der europäischen Regionalförderung und für andere Forschungförderprogramme. Ralf Roswora, Vorstandsmitglied der WJ Würzburg, kritisierte hierbei den Grundsatz, dass Forschungsförderung nur beantragt werden kann, bevor geforscht wird. Fertige Forschungsergebnisse, die am Markt umgesetzt werden sollen, finden dagegen keine Unterstützung mehr. Aus langjähriger Erfahrung im internationalen Vertrieb eines Würzburger Anlagenbauunternehmens führte er Beispiele an, wie asiatische und amerikanische Denkweisen der etwas verschlafenen europäischen Politik den Rang abnehmen.
MdEP Dr. Anja Weisgerber, 30 Jahre junge CSU-Abgeordnete aus Schweinfurt und Repräsentantin Unterfrankens in Europa, begrüßte die Wirtschaftsjunioren im Europäischen Parlament, wo sie die Gruppe durch den Plenarsaal führte und zusammen mit ihrem Kollegen Alexander Radwan Rede und Antwort stand. Weisgerber, selbst Wirtschaftsjuniorin im Kreis Schweinfurt, informierte über Sitzordnung, Dolmetscher sowie Redeort und –zeit sowie über den teilweise langen Gesetzgebungsprozess, jüngste politische Erfolge wie die Änderung der Sonneschein-/ Dienstleistungsrichtlinie und den typischen Arbeitstag eines Parlamentariers. Abschließend appellierte Weisgerber an ihre Zuhörer, zuhause für das Image des EU-Parlaments zu werben, denn dessen politische Bedeutung für jeden einzelnen Mitgliedsstaat sei mittlerweile enorm. Bereits heute würden „80% aller Gesetze auf Bundesebene durch Vorgaben und Richtlinien aus Brüssel bestimmt“. Im Anschluss an den Vortrag nahmen die Wirtschaftsjunioren an einer Plenarsitzung teil.
Auch die ständige Vertretung des Freistaats Bayern lud in ihr Gebäude in direkter Nachbarschaft des Eu-Parlamentes ein. Christoph Pfaff, Leiter des Referates für Wirtschaft und Infrastruktur erläuterte die Einflussmöglichkeiten, die Bayern als eine von 200 europäischen Regionen auf politische Entscheidungen in Brüssel hat. Die Bayerische Vertretung hat insgesamt elf Referate, um alle Interessensgebiete abzudecken.
Einen besonders interessanten Vortrag hörten die Wirtschaftsjunioren im gleichen Haus von Peter Gündling und Dr. Benedikt Kuttenkeuler, die für die Firma Siemens in Belgien als Lobbyisten aktiv sind. Stolz präsentierten die beiden eine lange Liste von Richtlinien, auf welche in der jüngeren Vergangenheit erfolgreich eingewirkt wurde. Oliver Imlauf, Leiter des Arbeitskreises Wirtschaft/Politik bei den Junioren in Rhön-Grabfeld äußerte Bedenken über das Verhältnis der Einflussnahme auf die EU-Politik durch Großkonzerne im Vergleich zum Mittelstand. Insgesamt gibt es in Brüssel mehr als 17.000 Lobbyisten aus allen Branchen, Industrien und Verbänden. Sie sind nicht nur Einflussnehmer, sondern auch eine wichtige Informationsquelle für die EU-Parlamentarier, die sich zu vielen Fragen erst informieren lassen, um schließlich objektive Entscheidungen fällen zu können. Dr. Kuttenkeuler freute sich als Würzburger besonders darüber, die mainfränkische Gruppe aus seiner Heimat begrüßen zu können. Glücklicherweise hatte WJ-Vorstandssprecher Jörg Conradi genügend Bocksbeutel im Gepäck, um sich bei allen Vortragenden für die gastfreundliche Aufnahme bedanken zu können.