Wirtschaftsjunioren kritisieren Schavan-Vorschlag
Würzburg – Die Wirtschaftsjunioren (WJ) Würzburg sprechen sich gegen den Vorschlag von Bildungsministerin Schavan aus, Fachkräfte als Lehrer einzusetzen. "Ingenieure sind keine Lehrer, und die Wirtschaft kann nicht die Bildungspolitik der Bundesregierung ausgleichen.", sagt Sabine Wieler, Vorstandssprecherin der WJ Würzburg. "Wir haben in unseren Unternehmen bereits einen Mangel an Fachkräften und können niemanden auf Dauer abstellen."
Trotzdem sind sich die jungen Unternehmer ihrer Verantwortung bewusst. "Gerade wir als junge Unternehmer tun Vieles, um den Schulen unter die Arme zu greifen.", sagt Wieler. Die Wirtschaftsjunioren Würzburg organisieren etwa vor Ort Bildungsprojekte, mit denen sie jedes Jahr mehrere tausend Schüler erreichen. "Unsere Mitglieder sind ehrenamtlich in den Schulen in Würzburg und Kitzingen unterwegs, um dort Bewerbungstrainings zu machen, Jugendliche auf den Job vorzubereiten und Schülern einen Einblick in das Berufsleben zu geben.", erläutert Wieler. "Wir machen freiwillig während unserer Arbeitszeit und gezielt das, was Lehrer aufgrund ihrer Ausbildung nicht leisten können – aber wir machen keinen Fachunterricht."
In die gleiche Richtung argumentiert die IHK Würzburg-Schweinfurt. Es sei zwar richtig, interessierten Praktikern den Quereinstieg in den Lehrerberuf zu erleichtern. Auch sei es sinnvoll, erfahrene Mitarbeiter aus Betrieben für die Gestaltung einzelner Unterrichtsstunden und Projekte zu gewinnen, so IHK-Sprecher Radu Ferendino. "Unpraktikabel dürfte es aber sein, Ingenieure oder Naturwissenschaftler aus Betrieben ein Schulfach selbständig über ein gesamtes Schuljahr hinweg unterrichten zu lassen – man denke allein an Stichworte wie Lehrpläne, Klausuren, Elternsprechtage, Korrekturen, Lehrerkonferenzen etc." Der Aufwand für den Einzelnen wäre, neben seiner eigentlichen Arbeit im Betrieb, schnell immens hoch – ganz abgesehen davon, dass die Unternehmen kaum auf ihre besten Leute verzichten können, so Ferendino. "Dem Lehrermangel müssten die Länder deshalb vor allem dadurch entgegenwirken, dass sie jungen Leuten attraktive Entwicklungsperspektiven bieten, wenn sie sich für den Lehrerberuf entscheiden."